Therapie für Frauen
in der Psychosomatik – Wozu denn das?
Entwickelt hat sich das Angebot von frauenspezifischer Beratung aus der Nachfrage von Klientinnen.
Wir leben hier und heute in einer Welt, in der in vieler Hinsicht mit männlichem Maß gemessen wird. So war z.B. in der medizinischen Forschung und in der Neuentwicklung von Arzneimitteln über lange Zeit üblich, spezifische Belastungen in die Reaktionen darauf Behandlungsformen und Arzneimitteln an jungen Männer, oft z.B. Medizinstudenten zu testen. Frauen hat man für wissenschaftliche Tests nicht gerne genommen, weil die schon allein durch ihren Menstruationszyklus, aber auch durch andere Eigenschaften als komplexer und dadurch in wissenschaftlichen Bewertungen nicht so leicht einzuordnen galten.
Die andere Seite, nämlich dass Normalwerte festgelegt oder Dosierungsempfehlungen gegeben wurden, und zwar für Männer und Frauen - obwohl die Ergebnisse ausschließlich durch junge männliche Probanten gewonnen wurden - blieb dabei in ihrer ganzen Problematik lange unberücksichtigt und unreflektiert. Das vielerorts zu beobachtende Unbehagen von Frauen in Bezug auf die moderne Medizin hat möglicherweise auch hier seine Wurzeln.
Inzwischen hat unter dem Stichwort „Gender Mainstream“ eine geschlechtsbezogene Sichtweise auf Symptome, Krankheitsbilder und deren Hintergründe begonnen, was wir sehr begrüßen. In weiterer Konsequenz wird viel Umdenken in der Diagnostik und Behandlung von Störungen von Männern und von Frauen erforderlich sein. Im Bericht zu gesundheitlichen Situation von Frauen in Deutschland des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom Mai 2001 schlägt sich dieses Denken konstruktiv nieder.
Im Vorwort heißt es: „Frauen und Männer unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Krankheiten und gesundheitlichen
Einschränkungen, ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen, die Gesundheit und Krankheit beeinflussen, ihres Umganges mit gesundheitlichen Belastungen, sowie in der Inanspruchnahme von
gesundheitlichen Versorgungsleistungen. Die Gesundheitsprobleme und
–ressourcen von Frauen sind bisher nur unzureichend untersucht worden und es fehlt ein Überblick über die gesundheitliche Situation von Frauen in Deutschland.“
Dieser Bericht enthält jetzt zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zu frauengesundheitsspezifischen Fragestellungen, viele weitere werden noch folgen müssen. So bekommt meine psychologische Beratungsarbeit mit Frauen und in Frauengruppen eine gute wissenschaftstheoretische Basis und ich sehe, dass meine Beratung und Therapie von Frauen wirklich sehr erfolgreich ist.
Im Bereich der Therapie für Frauen orientiere ich mich also nicht in erster Linie am Symptom, sondern grundlegend bieten wir eine geschlechtsspezifische Sichtweise und einen Ansatz von dieser Basis aus an, und erst in zweiter Linie schauen wir symptomspezifisch. So hat sich in der Therapie für Frauen schnell gezeigt, dass überdurchschnittlich viele traumatisierte und sexuell traumatisierte Frauen den geschützten Rahmen einer Frauengruppe für sich suchen.
In Frauengruppen haben alle Themen der Frauen ihren Platz, die sie beschäftigen und ihr Leben, ihre Arbeit, ihre Liebe, ihre Gesundheit hier und heute beeinträchtigen bzw. beeinflussen. Einen großen Raum in der Therapie (speziell) für Frauen und darüber hinaus in unserem gesamten stationären Setting nehmen ressourcenorientierte Ansätze und Angebote ein.
Ich gehe davon aus, dass Frauen spezifischen und oft erheblichen Belastungen und auch Verletzungen in ihrem Leben ausgesetzt waren oder sind, und dass diese problematische Seite des Lebens in der Therapie (speziell) für Frauen Respekt, Beachtung und Raum finden muss.
Zugleich gehe ich aber auch davon aus, dass es viele Möglichkeiten gibt, die Frauen auch in schwierigen Situationen gut tun und die als hilfreich erlebt werden können, und auch darauf soll hier ein Augenmerk gelenkt werden, auf die Möglichkeiten zur Entspannung, Entängstigung, Beruhigung, Fürsorge, Tröstung, auf das, was im Leben genussvoll und freudvoll sein kann.
Auch in Bezug auf Selbstfürsorge und Selbsttröstung geben sich die Frauen in der Frauengruppe gegenseitig viele Anregungen und unterstützen sich bei der Einübung von hilfreichen Techniken und Gewohnheiten.
Das spezifische Angebot von Therapie (speziell) für Frauen in der Psychologie entspricht der – inzwischen wissenschaftlich auch untermauerten Erfahrung, dass es manchmal im Leben sehr sinnvoll und hilfreich und effektiv sein kann, einen geschlechtsspezifischen, d.h. in diesem Fall frauenspezifischen Ansatz zu wählen.